01.11.2006 Seminarbericht eines Teilnehmers Bad Boll November 2006
Erneut begeisterten Drs. Sanjay und Yogesh Sehgal im Boller Herbstseminar sowohl die alten "Sehgal-Hasen" als auch die Neueinsteiger durch ihre lebendige, praxisnahe Schulung.
Immer wieder verblüffend sind die Interpretationen einzelner Gemütsrubriken, die anhand praktischer Beispiele und Fälle - auch Videofälle - aufgezeigt werden. So entsteht bei den Teilnehmern Verständnis und Gefühl für die vorgestellten Mittel und oft völlig neue Sichtweisen der einzelnen Rubriken.
Dr. Yogesh Sehgal: Die Heilung in der Homöopathie soll sanft, schnell und dauerhaft sein. Wie erfolgt die Heilung? Die Heilung erfolgt durch das Similimum. Der Prozess, das Similimum zu finden, sollte schnell, einfach und vertruensvoll sein. Die Sehgal-Methode - sie arbeitet ausschließlich mit den Geistes- und Gemütssymptomen - ist hierfür als Werkzeug gedacht. Sie verlangt vom Therapeuten genaue Beobachtung (Adlerauge) des Patienten. Es gilt, alle Gesten und Handlungen des Ptienten zu beobachten, um die natürlichen und spontan geäußerten Aussagen zu erfassen und zu hinterfragen. Der Geistes- und Gemütszustand äußert sich in diesen spontanen Aussagen und das Hauptaugenmerk des Behandlers soll darauf gelegt werden, auf welche Art und Weise, in welchem Stil, in welchem Ton der Patient seine Beschwerde vorbringt.
Im Herbstseminar in Bad Boll lag der Schwerpunkt der Schulung auf den Mitteln Arnica, Anacardium und Conium.
Arnika ist uns allen als Verletzungsmittel wohl bekannt.
Dr. Sanjay Sehgal:
Arnika ist ein wundervolles Mittel, es wird aber oft missverstanden. Es ist bekannt dafür , dass es erklärt, es fehle ihm nichts und den Arzt nach Hause schickt. Aber aus welcher Gemütsverfassung tut Arnica dieses? Sanjay führt aus, es ist die Furcht davor, dass es weh tut. Arnica hat sich bereits weh getan (verletzt) und nun fürchtet es die Annäherung, die Berührung. Bereits verletzt entsteht bei Arnica die noch größere Furcht berührt zu werden und dadurch noch mehr Schmerzen erleiden zu müssen. Auch Mitleid oder angebotene Hilfe bedeutet für Arnica eine Annäherung. Es reagiert darauf mit abweisender Stimmung, indem es in grobem Ton erklärt, ihm fehle nichts. Die Rubrik " Delirium, gesund, erklärt, sie sei", drückt dieses Gefühl deutlich aus: es fehlt mir nichts, lasst mich in Ruhe. Ein Gefühl von Reizbarkeit und Wut ist ebenfalls dabei.
Der Fall eines vierjährigen Mädchen mit hohem Fieber seit über einem Monat - viele hom. Mittel wurden schon gegeben - wurde durch Arnica gelöst. Das Mächen hatte keine Wünsche. Es erklärte auf die Frage, was es möchte: "Ich möchte Ruhe, ich bin okay", und fragte, "warum stellen die Homöopathen so viele Fragen?" Hier spürte man das Gefühl von Reizbarkeit und Wut.
1. Dlirium, gesund, erklärt sie sei
2. Stimmung abweisend
3. Reizbarkeit, gefragt wird, wenn er
4. Ruhe, Verlangen nach
Ebenso hat Arnica
Qualvolle Angst während Hitze
Angst durhc Hitzewallungen
Qualvolle Angst im Fieberfrost.
Wie können diese Rubriken bei Arnika verstanden werden? (z.B. bei Wechseljahrbeschwerden)?
Genial erklärte Sanjay den Teilnehmern die Rubrik: "Qualvolle Angst, Fieberfrost, im" Wie kann man Fieberfrost - diesen frostigen Zustand - verstehen? Habe ich viel Geld, ist dies ein warmer Zustand, ist kein Geld da, ist dies ein kalter Zustand, habe ich Geld verloren, kommt es zu einem frostigen Zustand. Und in diesem Zustand ist es nicht einfach nur Angst, sondern qualvolle Angst. Mit vielen Beispielen, Rubriken und Differenzialdiagnosen erweiterte Sanjay das Verständnis für Arnica.
Anacardium und die Rubrik: "Ruhen, kann nicht ruhen, wenn die Dinge nicht am richtigen Platz sind". Hier werden Arsenicum und Anacardium gegenübergestellt.
Ars. kommt es nie in den Sinn ruhen zu wollen, er denkt nie an Ruhe, er braucht extremen Zwang um sich hinzulegen. Ars. muss sofort alles in Ordnung bringen, er wird reizbar.
Anac. möchte sich gern hinlegen, aber solange die Dinge nicht in Ordnung sind, kann Anac sich nicht ausruhen. Es zeigt seine Ruhelosigkeit nicht, es ist äußerlich ruhig. Wichtig für Anac ist gegenseitiges Verständnis, d.h. für Anac., jeder versucht den Punkt des anderen zu verstehen. (In dem von Yogesh vorgestellten Fall wollte die Ehefrau die hom. Behandlung eine gewisse Zeit gegen den Willen ihres Ehemannes ausprobieren und bat ihn die hom. Behandlung durchführen zu dürfen. Sollte die Behandlung keinen Erfolg haben, würde sie seinem Wunsch nach einer anderen Behandlung nachgeben.) Anacardiummenschen möchten zwar, dass die Dinge nach ihren Vorstellungen gehen, aber sie sind nicht diktatorisch. Die richtige Sache zum richtigen Zeitpunkt auf die richtige Art und Weise zu tun, darauf liegt die Betonung bei Anac. Sie nehmen keine Hilfe an, sie empfinden dies als Eingriff in ihr Leben, sie haben das Gefühl alleine zurechtzukommen (Egotismus). Sie tragen selbst die Verantwortung für sich, dann wiederum fragen sie sich, ob sie nicht doch Hilfe annehmen sollten. Rubriken: Zwei Willen / Gedankengänge, zwei Gedankengänge. Der springende Punkt ist, dass sie aus der Situation herauskommen wollen, aber nichts dagegen machen, was zur Hilflosigkeit führt. Ein ausführlicher Fall zeigte die vielen Facetten von Anac.
Drei Conium-Fälle mit den Rubriken:
"Vernachlässigt wichtiges", "Licht, meindet" und "Bett bleiben, möchte im"
Bei Conium sind andere Idee nicht willkommen, es bleibt bei seiner Überzeugung, ist engstirnig, hört nicht auf andere Argumente - es meidet Licht, hält damit alles Licht von sich fern. Con. will im Bett bleiben, um Ruhe und Frieden zu finden (DDHyos), es vernachlässigt wichtige Dinge, z. B. geht es nicht zur Untersuchung trotz ernsthafter Beschwerden und Folgen. Con. ist zu finden unter der Single-Rubrik: Abneigung gegne Freunde in der Schwangerschaft. Sanjay übersetzte die Rubrik folgendermaßen: Schwanger bedeutet viele Ideen erfinderisch, geistig fruchtbar. Ein Freund ist eine nahestehnede Person, die ihr gegenüber offen ist, die Geheimnisse lüften könnte. Conium ist aber eine verschlossene Person, sie möchte ihre Idee, ihre Vorstellung nicht mitteilen, daher Abneigung gegen Freunde in der Schwangerschaft.
Dazu folgendes Beispiel: Ein Mann mit seit zwei Monaten immer wiederkehrendem Fieber. Er leidet unter Gliederschmerzen, Schwäche Appetitlosigkeit und zuviel Schlaf. Er wird gefragt, ob es sonst noch was gibt? Er antwortet: " Ich habe lange vor dem Problem aufgehört zu arbeiten. Es ist mir egal. Ich liege im Bett und schlafe." Sein Begleiter sagt: "Wenn es nicht besser wird, verliert er seine Arbeit." Der Patient hört aber nicht auf ihn und sagt: "Ihr wollt, dass ich arbeite, aber ich erleide Schaden wegen meiner Schwäche." Er lässt kein Fieber messen. Er sagt dazu: " Ich weiß, dass ich Fieber habe, aber ich weiß auch, dass es wieder weggehen wird, es braucht seine Zeit." Das sind folgende Rubriken: Licht, meidet (er ist so engstirnig, er will kein Fieber messen); Bett bleiben, möchte im; Abergläubisch (er sagt, dass das Fieber bald weggeht. Dies kann er definitiv nicht wissen.) Gleichgültigkeit, Fieber, im ; Furcht, Arbeit, kann nicht zur Arbeit überredet werden; Vernachlässigt wichtiges. Conium brachte hier Heilung. Weitere Fälle vertieften das Verständnis für Conium.
Der Viedeofall eines 13monatigen Kind strapazierte die Nerven der Teilnehmer. Das Kind weinte, schrie zornig, laut und kontinuierlich. Es konnte durch nichts beruhigt werden. Selbst das Handy, womit es sonst gerne spielte und wodurch es sonst beruhigt werden konnte, wollte es nicht nehmen. Der Vater verließ währnd der Anamnese immer wieder den Raum, da das Geschrei unerträglich war. Hierbei wurde deutlich das Gefühl für Cina geschult. Die Rubrik: Beruhigt werden, kann nicht. Wie lässt sich Cina zu Chamomilla differenzieren? Yogesh zeigt, dass Cina mit Kraft und Gewalt - z.B. durch kräftiges Klopfen auf den Rücken - zu beruhigen ist, dies darf man mit Cham. nicht machen. Cham ist diktatorisch, ungeduldig, alles geht zu langsam, es weint mehr wegen der Schmerzen. Wie dies bei Kindern genau aussieht, demonstriert Yogesh in beeindruckender Weise. Cina ist ängstlich, weint eher, wenn Wünsche nicht erfüllt werden. Dies kann auch für Erwachsene gelten, bei denen es schwierig ist, ihre Wünsche zu erfüllen.
Weiteres Thema war die Fortsetzung der Rubrik "Ehebrecherisch/Adulterous" mit den darin enthaltenen Mitteln.
Mit vielen Anregungen für den Praxisalltag gingen die Teilnehmer nach Hause und dürfen sich auf das nächste Seminar vom 03.05.-06.05.07 freuen.