03.05.2007 Sehgal - Seminarbericht Berlin vom 03.-06.05.2007
Mit den folgenden Fällen eröffnete Yogesh Sehgal das diesjährige Berlin-Seminar. Die alltäglichen Aussagen und Verhaltensweisen der Patienten wurden in Gemütsrubriken umgewandelt und so das Heilittel gefunden.
1. Fall
Ein 5jähriges Mägdchen wurde wegen Urticaria, begleitet von hohem Fieber und Körperschmerzen zum Arzt gebracht. Der Arzt sah das Mädchen an und begrüßte sie mit "Hallo". Sie schaute den Arzt an, drehte ihr Gesicht ihrer Mutter zu und antwortete nicht. Die Mutter erzählte, dies sei ihr normales Verhalten. Immer, wenn sie krank würde, sei sie ganz still und scheu.
Noch einmal sprach der Arzt das Kind an und fragte: "Hallo, was sit mit dir los?". Sie gab aber keine Antwort. Nachdem die Frage nochmals wiederholt wurde, fing sie unwillkürlich an zu schreien und legte sich auf den Schoß der Mutter. Die Mutter äußerte, dass sie nicht antworten wolle. Sie wolle nur daliegen, sei stumpf, nciht so aktiv wie sonst und möchte, dass die Mutter ihre Hand hält oder die Hand auf ihren Kopf legt. Sie möchte auch liebkost werden.
Zu diesem Verlhalten werden im Repertorium folgende Rubriken ausgewählt:
Zorn - antworten muss; wenn er
Getragen - Verlangen getragen zu werden - liebkost zu werden; und
Bett - bleiben; Verlangen lange im Bett zu
Stumpfheit - Hitze _ während.
Hier wurde Puls. mit Erfolg gegeben.
2.Fall
Ein 13jähriger Junge kam wegen Beschwerden in den Beinen und fehlendem Appetit. Der Vater erzählte, dass der Junge Schwierigkeiten beim Lernen habe und nicht viel spiele. Nach der Schule habe er kein Interesse an irgendwelchen Aktivitäten außerhalb des Hauses. Daraufhin antwortete der Junge dem Vater: "Wie kannst du sagen, dass ich nicht spiele oder kein Interesse habe an Aktivitäten außerhalb des Hauses? Du bist doch immer im Büro." Der Vater meinte: "Nimm es nicht so ernst, ich habe es nicht gesehen, deswegen erzählte ich es dem Doktor." Nun äußerte der Junge: "Wenn du nicht weißt, dann beschäme mich nicht." Yogesh fragte den Jungen: "Erzähl du mir über dein Problem." Der Junge antwortete: "Papa hat schon alles gesagt, ich habe nichts hinzuzufügen." Die weitere Befragung verlief in ähnlicher Weise und brachte keinerlei neue Information.
Folgende Rubriken wurden genommen:
Empfindlich - Vorwürfe; gegen
Reizbarkeit - nimmt alles übel, sieht alles von der schlechten Seite
Spaßen - verträgt keinen Spaß
Eigensinnig - Kinder - frostig, widerspenstig und ungeschickt.
Capsicum war das Mittel der Wahl.
3. Fall
Ein 15jähriges Mädchen mit hohem Fieber, Halsschmerzen, Husten, Kopfschmerzen und Schnupfen wurde zu mir gebracht. In den letzten 3 Jahren litt sie immer wieder unter diesem Problem. Sie erzählte: "Meistens passiert dies, wenn ich kalt trinke oder die Jahreszeit sich ändert. Ich möchte dann nichts tun und auch nicht in die Schule gehen. Ich kann nichts essen oder schlucken. In den letzten zwei Tagen habe ich mich hingelegt. Ich habe das Gefühl, wenn ich mich nicht ausruhe und mich nicht hinlege, wird sich dieses Problem verstärken." Einmal fragte sie die Mutter: "Warum habe ich dieses Problem?" Aber nach etwas Nachdenken meinte sie: "Es ist ein Halsproblem, ich werde schon nicht daran sterben."
Folgende Rubriken wurden gewählt:
Gleichgültigkeit - liegt mit geschlossenen Augen
Bett - bleiben; Verlangen, lange im Bett zu
Frivol - abwechselnd mit - Gedanken versunken, in
Argentum nitricum brachte sofort Heilung.
4. Fall
Ein 12jähriges Mädchen hatte seit drei Monaten eine anhaltende Mensesblutung. Sie erhielt von ihrer Mutter, einer Homöopathin, verschiedene homöopathische Mittel, aber ohne Erfolg. Das Mädchen wollte weder einen Arzt sehen noch über ihr Problem sprechen. Schließlich gelang es der Mutter doch, sie zu Yogesh zu bringen. Das Problem war nun, dass sie auf die ihr von Yogesh gestellten Fragen nicht antwortete. Nachdem Yogesh sie einige Male nach ihrem Problem gefragt hatte, fing sie an zu weinen. Die Situation war sehr unangenehm und Yogesh wusste nicht, was er tun sollte. Sie saß vor ihm und schaute ihn nicht an, sondern blickte nur nach unten. Alle waren in dieser Situation blockiert. Die Mutter erzählte, dass das Mädchen nicht auf die Menses vorbereitet war. Vor der Menses konnte sie auf Camps und sonst überall hingehen. Nun hatte sie Angst, dass es bemerkt werden würde, auch dass es der Bruder oder Vater erfahren würde.
Folgende Rubriken wurden gewählt:
Weinen - Sprechn unangenehmer Dinge agg. (Compl.: Weinen, Sprechen, beim)
Geheimnistuerisch
Beschwerden durch Verlegenheit
WEinen, Erregung, durch
Ign. C6 wurde gegeben, am nächsten Tag war die Blutung weg.
Dieser Fall macht deutlich, dass durch Erkennen der Geistes- und Gemütssituatuon, auch wenn der Homöopath feststeckt, - die Situation hier war für Yogesh sehr unangenehm - das richtige Mittel gefunden werden und die Heilung erfolgen kann.
Auch beim nächsten Fall - auf Video -, ein fortgeschrittenes Prostata-CA, konnte anhand des zu beobachtenden Geistes- und Gemütszustand das richtige Mittel erarbeitet werden. Der Patient kam nach der Operation und Chemotherapie mit großen Schmerzen in die Praxis, er musste sich sofort hinlegen, er konnte sich weder aufrecht halten noch sitzen. Das Follow-up zeigte ihn einen Tag nach der Mittelgabe, er konnte sich sitzend unterhalten, weitere Follow-ups zeigten ständige Verbesserungen. "Furcht die Selbstkontrolle zu verlieren", "Still sein, möchte und......................führten zu Gelsemium als Mittel, das er in ansteigenden Potenzen in größerern Abständen erhielt. Auch als das alte Problem wieder heftig auftrat, blieb Yogesh bei Gels. als Mittel. Der Patient erhielt das Mittel in kurzen Abständen wieder in verschiedenen Potenzen, bis die Potenz erreicht wurde, die eine große Verbesserung brachte. Praxisnah konnte hier das Fallmanagement nachvollzogen werden. Außerdem wurden Gels., Bry., und Cocc. differentialdiagnostisch gegenüber gestellt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Seminars bildeten die Begriffe "Hitze", "Wärme", "heiß", "Kälte", "fröstelig" aus dem Repertorium. Die Wortbedeutung spielt in der Sehgal-Methode ein große Rolle. Wie können Aussagen der Patienten in folgende Rubriken des Repertoriums übersetzt werden?
Warum hüllt sich Hyos. im Sommer in einen "Pelz"?
Warum steht Lachesis in der Rubrik"Warmes Bad agg die Gemütssymptome"?
Wie verstehen wir bei Alumina "Reizbarkeit, heiße Ohren"?
Weshalb hat Acon. "Angst im Freien"?
Was bedeutet für Puls. "Stumpfheit bei Wärme"?
Die Definitionen und ergänzenden Rubriken wurden von Yogesh ausführlich besprochen.
Sanjay Sehgal stellte folgenden Fall vor:
Ein 18jähriges Mädchen kam mit der Frage, was Schizophrenie sei. Im Radio habe sie gehört, welche Symptome die Krankheit charakterisieren. Sie erzählte, dass sie mit sich selbst spreche, außerdem habe sie das Gefühl, jemand Fremdes sei anwesend, mit dem sie streite. Weiter erzählte sie, dass sie mit ihren Eltern in einem großen Konfklikt stehe. Sie wisse sehr wohl, dass die Eltern es gut mit ihr meinten. Sie wolle aber ihren eigenen Weg gehen, obwohl sie wisse, dass sie ihren Vater damit sehr verletze. Sie sei sich ihres Zustandes sehr bewusst. Bei Ärger oder Streit gehe sie in ihr Zimmer, spräche mit sichund rechtfertige sich vor sich selbst. Sie bleibe bis zu fünf Stunden in ihrem Zimmer, höre laute Musik und tanze.
Die treffende Rubrik für ihren Zustand:
Widerwillen - bewusst, ist sich seines unnatürlcihen Zustandes
mit Tarent als einzigem Mittel, löste den Fall. "Hinterhältig", "Verstecken", "Mitfühlend" und "Simuliert" waren weitere ergänzende Rubriken.
Die Ruhelosigkeit von Ars. und Tarent wurden verglichen.
Ein weiterer Tarent-Fall schloss sich zur Vertiefung des Mittels an.
Als nächstes wurde die Mutter des Tarent-Mädchens behandelt:
Sie kam mit folgenden Beschwerden: Hoher Blutdruck, erhöhter Blutzucker, Gehirntumor, Zyste am Eierstock.
Trotz des erhöhten Blutzuckerspiegels aß sie während der Mangosaison täglich eine dieser süßen Früchte. Der Blutzucker war für die Frau nicht das Problem, damit könne sie umgehen äußerte sie. Das eigentliche Problem, worüber sie aber mit niemandem reden könne, sei ihre Tochter (18 Jahre), die sich nicht entsprechend den geslleschaftlichen Konventionen benehme. Dadurch wäre das Verhältnis zum Vater schwierig. Außerdem dürfe nichts davon in der Öffentlichkeit oder Gesellschaft bekannt werden. Sie wisse nicht mehr, was sie tun solle, ob sie die Tochter weiterhin einsperren soll oder ob sie sie laufen lassen solle. Von diesen Problemen erzählt die Mutter zwei Stunden lang.
Rubriken dazu:
Verlangen nach Licht (Sie vertraut sich dem Arzt an, weil sie einen Rat haben will, was sie tun soll zu ihrer Erleichterung)
Geheimnistuerisch (Niemand darf davon erfahren)
Entrüstung während der Schwangerschaft (Das Problem wird immer gravierender, für die Öffentlichkeit immer sichtbarer, was sie vermeiden möchte, aber es wächst)
Weitere Gemütsrubriken von Nat-m., welches das Mittel der Wahl war, wurden besprochen, sowie differentialdiagnostisch zu Sepia abgegrenzt, so dass ein tiefes Verständnis für dieses Mittel entstand.
Auf die praxisnahen, genialen Ausführungen der beiden Sehgals im Herbst in Bad Boll dürfen wir uns schon freuen