02.05.2008 Sehgal - Seminarbericht in Berlin 02.-04.5.2008
Anfang Mai fand in Berlin das jährliche Sehgal-Seminar mit den Drs. Sanjay und Yogesh Sehgal statt, bei dem Teilnehmer anregende und vertiefende Informationen zu Sehgal-Methode erhielten.
Zu Beginn des Seminars wurde das Anliegen von Dr. M.L. Sehgal – dem Begründer der Sehgal-Methode - erläutert. Ihm war es ein Hauptanliegen, die Anwendung der Homöopathie als wissenschaftliche Methode zu zeigen.
In der Homöopathie wird der ganze Mensch behandelt, das ist bekannt. Dr. M.L. Sehgal ging bzw. geht es darum, den geistigen Zustand auszugleichen, denn der geistige Zustand ist das Zentrum, das Innerste, des Menschen. Für diesen Zustand wird in der Sehgal-Methode verordnet, hierfür werden die gegenwärtigen, vorherrschenden und anhaltenden Symptome genommen, die sich auf Geist/Gemüt beziehen. Nach der Verschreibung eines Mittels muss sich zuerst der Geist-Gemüts-Zustand bessern, die Symptome, woraufhin verordnet wurde, normalisieren sich, es findet eine Elimination aus einer der natürlichen Öffnungen des Körpers statt. Diese dürfen nicht behandelt werden, da sonst der Heilungsverlauf unterbrochen wird. Nach der Ausscheidung tritt ein Gefühl der Erleichterung ein. Assilimation und Elimination halten in einem gesunden Körper die Waage, im kranken Zustand sind diese Funktionen gestört, durch die Gabe eines homöopathischen Mittels wird wieder das Gleichgewicht hergestellt.
In gut verständlicher Form führten die Drs. Sanjay und Yogesh Sehgal die Teilnehmer in diese grundlegende Behandlungsweise der Sehgal-Methode ein.
Ausführliche Beispiele - Fallbesprechungen/Videofälle -, zeigten den Teilnehmern, wie die Sehgal-Methode in der Praxis angewandt wird, so z.B. bei den verschiedenen Säuglings- bzw. Kleinkind-Fällen. Dr. Yogesh Sehgal erklärte, wie man die Signale, die Verhaltensweise des jeweiligen Kindes beobachten, verstehen und in Rubriken umsetzen kann, z.B. der Fall eines 1 1/4jährigen Kindes, es war an einer Lungenentzündung erkrankt. Dieser kleine Junge hörte nie auf, irgendwelche Dinge zu wollen. Er konnte nicht sprechen, äußerte seine Wünsche aber sehr deutlich durch laute Geräusche, und zwar so lange bis sein Wunsch erfüllt wurde.
Die Einstiegsrubrik war hier „Geräusche - Neigung Krach, Lärm zu machen.“
Die zweite Rubrik war „Kämpfen, möchte“, denn er gab nicht auf, bis er erreicht hatte, was er wollte. Als sein Wunsch erfüllt war, lachte er. „Lachen sardonisch“ war die dritte Rubrik. Belladonna wurde verordnet, im Follow-up konnte man deutlich das viel ruhiger spielende Kind sehen, die Lungenentzündung heilte ab.
Weitere Kinderfälle mit Cina und Ignatia schlossen sich an.
Bryonia, mit den Rubriken Furcht vor Leiden, Sprechen vom Geschäft, Abneigung Störung, in vergangenen Seminaren besprochen, wurde dieses Mal mit den Rubriken Verlangen nach Unerreichbarem, Verlangen mehr als sie braucht und Gedanken hartnäckig an Wünsche vorgestellt. Wie dieses Verlangen aussieht, wurde deutlich an folgendem Fall:
Eine 70jähriger Landwirt betrat schwer atmend in Begleitung seiner Frau das Praxiszimmer. Beim Eintritt in die Praxis beobachtete der Arzt, dass er sich trotz seiner Atemschwierigkeiten nach hübschen Frauen umsah, die im Zimmer saßen.
Auf die Frage des Arztes: „ Wieso kommen Sie?“ antwortete er, „Bitte tun Sie etwas, ich bin verwirrt, ich brauche Hilfe.“ Der Patient machte bittende Gesten und weinte, er rieb seine Herzseite. Wenn er sich in diesem Zustand befindet, sitzt er zuhause in seiner Küche, seine Frau muss ihn ein bisschen drücken, das hilft ihm dann. Er sagt: „Bitte können Sie mir sagen, wie ich weniger ängstlich bin, ich will zur Ruhe kommen.“ Er hatte schon früher Asthma, dies verschlimmerte sich aber seit seiner Zwangspensionierung. Seine Schwiegertochter hatte ihn ins Altersheim „gesteckt“. Er hatte schon sehr viele Medikamente eingenommen, die aber nicht geholfen haben. „Ich bin verwirrt, ich kann nicht schlafen, ich möchte etwas, damit ich schlafen kann. Diese drei Kügelchen helfen nicht, es ist zuwenig.“
Die gewählten Rubriken waren
1.Ruhe - Verlangen nach
2.Undankbar - Geiz, aus
3.Verlangen, Wunsch nach - voller Verlangen - mehr als sie braucht
Bryonia wurde mit Erfolg gegeben. Die Rubriken wurden aus folgenden Gründen ausgewählt:
1. Immer wieder machte er deutlich, dass er Ruhe haben möchte.
2.Die zweite Rubrik wurde aus folgender Beobachtung herausgewählt: er schaute sich die schönen Frauen in der Praxis an, seine Frau, die ihm im Krankheitsfall treu zu Seite steht und ihn auch zum Arzt begleitete, beachtete er in diesem Moment nicht, er ist undankbar.
3. Er behauptet, die drei homöopathischen Kügelchen sind zuwenig.
Ein weiterer Bryonia-Fall und ergänzende Rubriken schlossen sich an. So wurde verständlich, dass für Bryonia sein Zuhause dort ist, wo seine Wünsche erfüllt werden.
Als nächstes Mittel wurde Apis mit folgenden Fällen vorgestellt:
Ein alter Mann litt unter einer Verletzung des linken Auges. (Brillenhämatom).
„Was ist passiert?“ „Eine Kiste fiel mir auf das Auge.“ Er wurde von seiner Frau gebracht, er selbst wollte nicht kommen. Er war der Meinung, kein Mittel zu brauchen. Seine Frau wird von Dr. Sehgal behandelt. Er sagte: „Es ist nichts passiert, nur das Auge ist blau. Ich habe nicht vorgehabt zu Ihnen zu kommen, ich bin sehr beschäftigt.“ „Haben Sie keine Bedenken oder Angst?“ „Vor zwei Monaten hatte ich eine Verletzung am Knie durch einen Motorradunfall, das verging auch wieder von selbst. Das ist doch nichts Schlimmes. Ich dachte, das vergeht wieder auf natürliche Weise.“ „Warum sind Sie nicht zum Arzt gegangen, das sieht wirklich schlimm aus?“ „Ich bin so von Natur aus, ich kann Einiges ertragen. Ich muss nicht zum Arzt gehen. Ich verstehe, wenn jemand mit einem solchen Problem zum Arzt geht.“ „Für Sie ist es kein Problem? Das ist ja so blau.“ „Nein, es ist kein Problem für mich.“ „Was ist dann Ihr Problem?“ „Für mich sind Fieber oder Schmerzen ein Problem. Jetzt aber habe ich keine Schmerzen, ich kann doch sehen.“
Seine Frau sagte, dass er auch hustet. Er dagegen behauptet, keinen Husten zu haben, das sei nur ein kleines Problem.
„Doktor, wenn ich jemals in meinen Leben ein Problem haben sollte, komme ich zu Ihnen. Aber jetzt habe ich kein Problem. Mein Knieproblem hat zwei Monate gebraucht, vielleicht braucht das jetzt auch zwei Monate. Ich habe nichts“ und lächelt dabei.
Folgende Rubriken wurden gewählt:
Gesund - sagt, er sei gesund - krank ist; wenn er sehr
Frivol
Wahnideen - gesund, er sei
Eigensinnig, starrköpfig, dickköpfig - nichts; erklärt, es fehle ihm
Lachen - Unglück, über
=> Apis. C30 wurde verordnet. Die Verletzung heilte daraufhin zügig ab.
Hier wurden die Rubriken „Gesund sagt, er sei gesund, wenn er sehr krank is“t, „Wahnidee gesund“, „Delirium gesund“ und „Eigensinnig erklärt es fehle ihm nichts“ in ihren unterschiedlichen Bedeutungen besprochen.
Weiter ging es mit dem nächsten Apis-Fall.
Ein junger Mann kam wegen Haarausfall. Sein Haaransatz geht langsam zurück. Er unterzieht sich schon seit zwei Jahren einer homöopathischen Behandlung. Er bekommt alle zwei Monate ein neues Mittel. Bei allen seinen Problemen, wie z.B. virale Mageninfektion usw., haben die homöopathischen Mittel geholfen, nur beim Haarausfall nicht. Er ist sehr beschäftigt mit seiner Arbeit, hat große Verantwortung, er wollte heiraten, er will auch seiner Familie helfen.
„Weshalb kommen Sie?“ Er antwortete kurz: „Es sieht nicht gut aus, wer will denn so etwas?“
Lustig, fröhlich - elend fühlt; täuscht Lustigkeit vor, während er sich
=> Apis. C30 stoppte den Haarausfall.
Weitere Apis-Fälle schlossen sich an, so dass sich bei den Teilnehmern ein tiefes Verständnis für dieses Mittel entwickeln konnte.
Die Rubrik Langeweile, Unterhaltung amel mit den Mitteln Aur., lil-t. und Pip.-m. war ein weiterer ausführlicher Punkt in der Seminararbeit. Wo sind die Gemeinsamkeiten dieser drei Mittel, worin unterscheiden sie sich, die genaue Wortbedeutung wurde definiert. Anhand von Fällen und auch mit vielen Rubriken wurde diese Rubrik erarbeitet.
Eine Fülle an Informationen und Anregungen konnten die Teilnehmer in ihren Praxisalltag mit nach Hause nehmen und können sich auf das nächste Seminar in Bad Boll vom 13.- 16.11.2008 freuen.