07.05.2009 Sehgal - Seminanrbericht Berlin 07.-10.Mai 2009
Einmal mehr erlebten die Teilnehmer des Sehgal-Seminars in Berlin im Mai 2009 eine anregende und lebendige Darstellung dieser Heilkunst der Homöopathie durch die Drs. Sanjay und Yogesh Sehgal.
Die Idee des Konzepts der Sehgal-Methode innerhalb der Homöopathie ist, die Emotionen der erkrankten Person zu erkennen und zu verstehen. Im gesunden Zustand ist der Geist, das Zentrum, wie eine Fakultät mit zwei Teilen, der Intelligenz und den Emotionen. Im gesunden Zustand regelt die Intelligenz den Geist, im kranken Zustand kochen die Emotionen hoch und lassen sich nicht mehr von der Intelligenz regulieren. Die Aufgabe des Behandlers besteht nun darin, genau zu hören und nachzuvollziehen, mit welcher Person er es zu tun hat, ist sie z.B. vorsichtig, ängstlich, milde usw. Die genaue Beobachtung des Patienten, seine Wortwahl, das Herausfinden des Gefühls, das hinter diesen Worten steckt, dies sind die theoretischen Voraussetzungen in der Sehgal-Methode und werden von den beiden Söhnen des Entdeckers der Sehgal-Methode gelehrt.
Neben diesem wichtigen theoretischen Teil wurde in zahlreichen Fällen – teils als Video-Fälle oder aber auch in schauspielerisch hervorragender Art durch die beiden Seminarleiter – die praktische Anwendung der Sehgal-Methode gezeigt.
Es wurde der Fall eines 35jährigen Diabetikers vorgestellt. In der Familiengeschichte gab es ebenfalls Diabetes. Außerdem klagte er über einen Ausschlag am Penis. Als dieser Ausschlag ausbrach, erschrak er sehr, hatte Angst und dachte, wie kann das mir passieren. Er wandte sich mit diesem Problem aber nicht an seinen Hausarzt, denn er wollte nicht, dass die gesamte Familie etwas von seiner Krankheit erfährt. Bei der Untersuchung durch einen anderen Arzt stellte sich heraus, dass er auch an Diabetes erkrankt war, dies war der zweite Schock für ihn. Er konsultierte noch einen weiteren Arzt, der ihm riet, sich wegen des Ausschlags beschneiden zu lassen. Nun überlegte er, ob er sich beschneiden lassen sollte, wie er die Operation durchführen lassen und wie bzw. wie lange er dies vor seiner Frau verheimlichen könnte.
Die Frage von Dr. Sanjay war, wie ist das Empfinden des Mannes zu verstehen. Er war drei Wochen zuvor sehr erschrocken, sowohl über den Ausschlag als auch über die Diagnose Diabetes. Ist er dies heute auch noch? Auf diese Frage antwortete der Patient, dass er sich leicht erschrecke: Rubrik „Erschreckt leicht bei Kleinigkeiten“. Außerdem wollte er weder seiner Frau noch seiner Familie etwas über seine Probleme erzählen: „Geheimnistuerisch“. Die Beobachtung während der Anamnese war, dass er zum Arzt sehr freundlich, zu seinen Familienmitglieder, die ihn begleiteten, sehr bestimmend war: „Dikatorisch, spricht im Befehlston“. Die Überlegung, wie er die Operation durchführen lassen könnte, ohne dass dies seiner Frau bemerkt, führte zu der Rubrik „Ehrgeiz setzt alle erdenkliche Mittel ein“.
Lycopodium wurde erfolgreich als Mittel verabreicht.
Weiterer Fall:
Eine Frau, die weinend von ihrem Ehemann in die Praxis gebracht wurde, litt unter Zahnschmerzen auf der linken Seite. Sie hielt ein Tuch an ihre Backe und saß mit bittender Handbewegung vor dem Arzt.
Die Rubriken waren 1. „Weinen Delirium“ 2. „Beten“ 3. „Bitten“
Stram wurde gegeben und heilte auch gleichzeitig eine Colitis, die seit 3 Monaten bestand.
Bei dem Fall eines jungen Mädchens, das mit Berberis von Epilepsie geheilt wurde, lernten die Teilnehmer dieses Mittel mit all seinen Gemütsrubriken kennen und verstehen.
Das Mädchen, 13 Jahre alt, litt seit ca. 6 Monaten an Schwindel und dem Gefühl zu fallen, sie fühlte sich schwach, müde und erschöpft. Sie litt unter Anfällen, die sie auch schon in ihrer Kindheit hatte. Die Mutter schilderte das Mädchen als faul, ärgerlich, gereizt, sie beteilige sich nicht an der Hausarbeit, habe kein Interesse am Fernsehen oder anderen Vergnügungen, habe keine Freunde und wolle sich mit niemandem unterhalten. Auch in der Schule wird über sie geklagt, sie sei unsozial und reserviert. Sie wirkt lethargisch und will nicht essen. Nur bei ihren Hausaufgaben ist sie gewissenhaft, obwohl sie in letzter Zeit sehr lange dazu braucht.
Nun erzählt das Mädchen, wie sie die Dinge sieht. Zuerst stellt sie fest, dass in ihrer sozialen Gesellschaft die Mädchen stiefmütterlich behandelt werden, sie müssen ihre Väter bedienen und dieser Vater, nämlich ihr Vater sei das eigentlich Problem. Er trinkt, und sobald er nach Hause kommt, schreit er und fängt an zu befehlen. Er kümmert sich nicht um die Familie, sondern nur um den Alkohol. Sie wissen nicht, wie sie finanziell über die Runden kommen sollen, der Vater arbeitet nicht, selbst für kleinste Ausgaben müssen sie sich Geld bei den Großeltern leihen. Es ist zu Hause wie auf einem Kriegsschauplatz und sie versuche, ihrem Vater verständlich zu machen, dass er keinen Alkohol mehr trinken solle. Täglich streiten sie, dies lenke sie von ihren Studien ab und sie verliere den Faden. Ihre Mutter und die anderen Familienangehörigen nehmen ihr den Mut und behaupten, dass Mädchen dies oder das nicht tun dürfen. Sie aber möchte Ärztin werden, wenn aber zu Hause solche Zustände herrschen, könne sie ihr Ziel nicht erreichen.
Nach dieser Schilderung wurden die Teilnehmer von Dr. Sanjay nach der Stimmung des Mädchens gefragt.
Der Hauptpunkt in dieser Situation ist, sie braucht Mut, denn sie stellt sich gegen den Vater: Rubrik „Mutig“.
Der zweite Punkt ist, dass sie trotz ihrer Erschöpfung ihre Hausaufgaben ordentlich macht, denn sie will Ärztin werden: Rubrik „ Ehrgeiz“.
Wenn der Vater aber betrunken nach Hause kommt, kann sie sich nicht mehr konzentrieren:
Rubrik „Konzentration schwierig wenn unterbrochen“.
Berberis war das angezeigte Mittel. Die weiteren Gemütsrubriken von Berberis, dem Steinmittel, wurden vertieft und erläutert, so dass ein tiefes Verständnis für dieses Mittel entstand.
Weitere Fälle mit Aurum, Lil-t., Sulphur, Raphanus mit der Rubrik Wahnidee er habe eine unerkannte Krankheit wurden vorgestellt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Seminars war die Differentialdiagnose von Stramonium und Veratrum album. Dr. Yogesh Sehgal führte aus, dass beide Mittel die Vorstellung haben, sie stehen in Verbindung zu Gott. Worin unterscheiden sie sich? Verat hat das Gefühl, er sei ein Vermittler, Stram ist eine religiöse Person. Verat fühlt sich glücklos, Stram fühlt sich hilflos,
Verat. ist untröstlich über seine Krankheit, Stram ist erstaunt über seine Krankheit, es gelingt aber, ihn zu beruhigen. So erfuhren die Teilnehmer wort- und bedeutungsgenau die Unterschiede dieser beiden Mittel und können dies in ihrem Praxisalltag umsetzen.
Nach dieser intensiven Schulung und Wissensvertiefung darf man sich schon auf das nächste Seminar in Bad Boll vom 29.10. – 1.11.2009 freuen