18.11.2014 Seminarbericht Bad Boll Oktober 2014

Dr. med. Gerhardus Lang führte die Anfänger am 9.10.14 in die Sehgal-Methode ein.

Vom 10. bis 12.10.2014 nahmen uns die Drs. Sanjay und Yogesh Sehgal mit auf ihre Reise durch Theorie und Praxis der Geistes- und Gemütssymptome.

Dabei präsentierten sie Ideen und Weiterentwicklungen bezüglich der Fallaufnahme sowie der Potenzwahl. Sie erläuterten an vielen Fallbeispielen, welche entscheidenden Hinweise zur Wahl der Rubriken führten und präsentierten genaue Fallanalysen sowie follow ups über den Fall- bzw. Heilungsverlauf. So konnte man genau verfolgen, welche Mittel nur kurzfristig eine Linderung erzielten und welches Mittel konkret dann den Durchbruch brachte, um den Patienten wirklich zu heilen.

Yogesh startete mit der Vorstellung seiner ersten Fälle:
Wir erfuhren neue Varianten der Mittel Belladonna, Opium, Capsicum und Drosera. Die schwierige Behandlung eines Mamakarzinoms, das er mit viel Durchhaltevermögen mit einem einzigen Mittel und unterschiedlichen Potenzen heilte, da er von Anfang an von der Mittelwahl überzeugt war. Obwohl die ersten Gaben in niedrigen Potenzen keine Wirkung zeigten, blieb er beharrlich bei seiner Entscheidung und veränderte lediglich die Potenzen.

Yogesh gab Hinweise, wie wir auf Patientenfragen reagieren könnten und wie wichtig es ist, sich nicht gleich mit der ersten Aussage des Patienten zufrieden zu geben. Wie mit gezielten Interventionen tiefer in den Patienten vorzudringen sei, um dessen gegenwärtigen, anhaltenden und dominanten Geistes- und Gemütszustand wirklich zu erfassen.

Schließlich lieferte er uns in Ergänzung zu seinem Seminar vom Frühjahr 2013 ein weiteres Kapitel zum Thema „homöopathische Behandlung der Depression“.

Sanjay präsentierte einen Exkurs über das innere Gleichgewicht und weshalb es bei Störungen zu Krankheit führt.
Wir müssten unseren Körper wie ein Haus verstehen, in dem wir wohnen. Mit diesem unserem Körper müssen wir genau sorgfältig umgehen, ihn pflegen, reinigen, nähren wie mit unserem Haus. Ihn instand halten, reparieren, und gegen äußere Einflüsse schützen. Darauf achten, unseren Körper zu pflegen, damit der Nährboden für Krankheit entzogen wird.

Hahnemann hat sich darüber Gedanken gemacht, wie dieser Körper zu behandeln ist, der von sich aus bereits die Kraft hat und in der Lage ist, sich selbst zu heilen. Am Beispiel absterbender Zellen, wo der Tod als solches ständig präsent ist, aber sich gleichzeitig wieder erneuern und reparieren. Wie könne man diese Lebenskraft im Krankheitsfalle und bei Schwächung stärken?

Während die Allopathie gegen Völlerei Übersäuerungsmittel verordnet, täuscht sie scheinbare Gesundheit vor und animiert den Patienten zu erneuter Völlerei.
Bereits Kent weist darauf hin, dass der Laie uns in seiner eigenen Sprache seine Krankheit zum Ausdruck bringt. Deshalb musste die Materia Medica von einer technischen Sprache in eine einfache, verständliche übersetzt werden und das verdanken wir
Dr. M.L. Sehgal. Deshalb müssen wir den Patienten genau beobachten und ihm zuhören, was er uns über sich und seine Probleme erzählt. Diese seine Aussagen werden dann auf die einfache Sprache der Materia Medica und des Repertoriums reduziert, um einordnen zu können, was der Patient uns sagen will.

Um gesund zu werden, muss der Organismus reaktionsbereit sein, bzw. auf diese Ebene gebracht werden. Erst dann kann das Mittel die Energie ankurbeln, den Organismus zu stärken, der dann wiederum bereit ist, und reagieren kann. Ein Schwacher kann nicht kämpfen. Es braucht Zeit und Energie für diese Entwicklung, um diese Selbstheilungsfähigkeit des Körpers zu stärken. Es werden die akuten von den chronischen Erkrankungen unterschieden, die sich langsam und heimlich einschleichen und den Körper nicht mehr verlassen wollen. Das Verständnis über akute und chronische Krankheiten wird in der Sehgal-Methode anders bewertet.

Nun zu einigen Fallbeschreibungen:

Yogesh schildert eine Patientin, deren Beschwerden nach dem Tod der Schwester begannen. Bemerkenswert erschien, dass das Mittel nicht in den Rubriken Beschwerden durch den Tod....aufgeführt ist.

Eine homöopathisch arbeitende Kollegin, die auf Nahrungsmittel allergisch reagierte, bat ihn um Hilfe, wegen ihrer großen Angst vor weiteren allergischen Attacken. Sie habe nur in Yogesh Vertrauen – und möchte kein Leben voller Angst verbringen. Sie betonte, dass sie selbst keine Angst vor dem Tod habe, aber ihre Kinder könnten die Mutter verlieren und das möchte sie verhindern. Sie verließ sogar einmal das Krankenhaus, weil sie die Medikamente nicht einnehmen wollte.
Sie wünschte sich ein Mittel, das schnell wirkt, denn sie sähe außer einer strikten Diät keine Lösung für sich. Mit ihrer Selbstmedikationen war sie wenig erfolgreich und sehr ärgerlich über sich selbst.

Sie wollte also schnelle Hilfe und war zornig über sich selbst und hatte Angst, dass die Probleme zurückkommen. Deshalb verordnete ihr Yogesh Belladonna, danach Opium, wegen der Beschwerden durch Verlegenheit. Aber erst das dritte Mittel brachte den Durchbruch:

Sie hat versucht sich selbst zu helfen und wollte keine Allopathie einnehmen. Trotz der gewaltigen Probleme bestand sie auf homöopathischer Behandlung. Selbst jetzt wollte sie kein Mittel von ihm sondern bat um eine Idee. Als sie feststeckte, dachte sie, sie könnte bei einem Seminar doch einmal um Hilfe bitten.

Yogesh nahm folgende Rubriken
Hochmütig, arrogant
Beschwerden durch - Verlegenheit
Wahnideen - Hilfe, ruft um

Belladonna und Opium brachten ihr zwar Erleichterung, aber den Fortschritt in Richtung Heilung blieb noch aus. Sie erhielt als drittes Mittel Platinum C 30.

Das Thema von Capsicum brachte Yogesh wie folgt auf einen Nenner:

Mit Widerspruch und der Furcht vor Vorwürfen, bzw. zensiert zu werden.
Eine Singlerubrik von Capsicum finden wir unter:
Furcht - voller Furcht - Erwachen, beim

Er beschreibt sie als sehr eigenwillig, sie hören nicht auf Ratschläge, es dringt nichts in sie ein.

Das fand er auch im Fall eines 3-jährigen Mädchens bestätigt, das wegen Konvulsionen vorgestellt wurde.
Es verhielt sich tollpatschig, und das Besondere, es reagierte nicht auf Zurechtweisungen. Wenn sie sich selbst nur mit einem Tropfen bekleckerte, wollte sie sofort die Kleidung wechseln, obwohl sie sonst dazu neigte, alles zu beschmutzen. Ihre Dickköpfigkeit viel auf, denn wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, wiederholte sie es ständig, verlangte auch immer das Gleiche. Schlafstörungen nachts und ihr Geschrei ließen die Eltern verzweifeln. Besonders die Mutter, die das nicht aushalten konnte.

Yogesh schilderte sie als ein schwaches, faules, ungeschicktes und tollpatschiges Kind. Es war sehr hartnäckig und beharrte auf einem Punkt. So wie ein Arbeiter z.B. gerne immer bei der gleichen Tätigkeit bleibt, kann das Capsicumkind zwei Stunden mit dem gleichen Stift malen oder immer wieder das gleiche Spiel spielen. Dabei verhalten sie sich eigensinnig, dickköpfig und ungeschickt und widerstehen so eigenwillig Autoritäten.
Auffallend war, dass das Mädchen am Liebsten bei der Großmutter blieb. Warum?
Weil diese ihr alles erlaubte und sie weder kritisierte, noch tadelte und ihr nie widersprach. Sie ging nicht auf neue Ideen und Vorschläge ein.

Wir finden die Rubriken

Schmutzig und Eleganz, keine

Nach Capsicum wurde sie aktiver knirschte weniger mit den Zähnen und war nicht mehr so eigensinnig. Im weiteren Verlauf reduzierten sich ihre Anfälle, der Stuhlgang verbesserte sich, sie weinte nicht mehr so viel und ihr Verhalten wurde milder, sie konnte besser interagieren und ihre Aggressionen nahmen ab. Sie wurde umgänglicher und lernfähiger.


Drosera

Auf die Spur von Drosera kam Yogesh durch die zentrale Aussage seines Patienten mit Rückenbeschwerden „ sie sind immer da, wie ein Feind erlauben sie mir nicht zu essen oder zu schlafen, das führte ihn zur Rubrik:
Wahnideen - verfolgt, ihm würde nachgestellt (konkret); er würde - Feinden, von
Der Patient erhielt die C6 – und nach 1 Woche waren seine Probleme behoben.

Zur Fallaufnahme äußerte Yogesh, dass wir uns nicht zu früh auf eine Patientenaussage festlegen sollen, sondern unbedingt nachfragen müssen, um tiefer vorzudringen.

So zeigte er am Beispiel eines Asthmapatienten, der seine Beschwerden um jeden Preis loswerden wollte. Wie man klug interveniert:
Weshalb wollen Sie Ihre Krankheit loswerden?
Was ist so schlimm daran, warum soll sie verschwinden?
Je nachdem, was der Patient antwortet, führt er uns ein Stück weiter und wir können mitgehen.

Doktor, geben Sie mir ein gutes Mittel! Was antwortet man darauf?
Antworten auf diese und viele andere Fragen geben uns wertvolle Hinweise zur Mittelwahl und stärken unsere Sicherheit bei der Fallaufnahme.

Die Behandlung einer Patientin mit Mamakarzinom, die sich als sehr langwierig aber schließlich erfolgreich herausstellte.

Schließlich wendet sich Yogesh noch dem großen Kapitel DEPRESSIONEN zu:

Im Mai 2013 startete Yogesh mit diesem Thema mit zentralen Rubriken, die er häufig bei depressiven Patienten fand.

Im jetzigen Seminar wurden folgende typische Konflikte erarbeitet, die bei depressiven Patienten häufig auftreten:
Konflikte
- mit Eltern, Partner oder Arbeitgebern
- Ehrgeiz
- Schicksalsschläge
- Ängste
- Die Position oder Stellung des Patienten innerhalb eines Systems
- Isolation

Besonders Kritik, Vorwürfe und Tadel, die vom Patienten nicht verarbeitet werden können, können Depressionen auslösen.

Nun zum Seminarteil von Sanjay:

Sanjay zeigt auf, welches Arzneimittel er im Falle eines 10-jährigen Jungen mit Pan-enzephalitis SSPE einsetzte:
Die Eltern, die kein Geld mehr hatten, brachten das Kind mit sehr hohem Fieber und einer Lebenserwartung von 2 Wochen. Es aß und trank nichts mehr, hatte Kopfschmerzen und
seit 8 Wochen nahmen seine kognitiven und mentalen Fähigkeiten, seine Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Urteilungsvermögen, Entscheidungs- und Konzentrationsfähigkeit immer weiter ab. Er konnte nicht mehr stehen, Verhaltensprobleme kamen hinzu.
Diese seltene chronische Enzephalitits befällt junge Erwachsene und Kinder, ausgelöst durch das Masernvirus und ist nur in sehr frühem Stadium behandelbar. In diesem Zustand also wurde der Junge zu Sanjay gebracht:
Nach der Mittelgabe setzte eine positive Entwicklung ein: er hörte auf zu weinen, trank wieder etwas und nahm Nahrung auf, er klagte über seine Kopfschmerzen, er öffnete die Augen, bewegte die Augenlider und äußerte erste Wünsche.

Er bekam alle 15 Minuten 1 Dosis und wurde ruhiger, so dass er schlafen konnte und zur Ruhe kam. Das Fieber sank täglich um 0,5 Grad und nach 5 Tagen war er fieberfrei. Der Opistotonus bestand noch, auch sein Blick war noch nach oben gerichtet, und er konnte noch nicht aufrecht stehen.


Die erste Rubrik, die Sanjay dazu repertorisierte

Delirium - Enzephalitis, mit

Das führte ihn zu Helleborus. Bei mangelnder Vitalität kann der Hautauschlag wie beispielsweise einer Maserninfektion nicht heraus gebracht werden.
Sanjay hob die Bedeutung hervor, den Körper zu stärken, damit Hautauschläge herausgebracht werden können. Deshalb ist es so wichtig, bei Erkrankungen zu fasten und zu ruhen.
Was konnte also Helleborus bewirken? Das Kind entwickelte sich sehr gut, aber „das ist kein Spaziergang“.

Er erläuterte besonders die Rubriken:

Hilflosigkeit Gefühl wie ein kleines Kind
Verlangen nach nichts
Fragen nach nichts
Stumpfheit Geistesträgheit sagt nichts.

Ein weiter Fall einer Patientin mit Hepatitis und schließlich ein sehr ausführlicher Krankheits- und Heilungsverlauf, der uns zu einem weiteren Mittel führte. Sanjay bezeichnet ihn als
„Lebensverändernden Fall“ ebenfalls eine Tumorerkrankung, die mit Opium geheilt wurde.
Der Patient litt an einem Hirntumor mit epileptischen Krampfanfällen, Schwäche und Persönlichkeitsveränderung. Er konnte weder laufen noch sprechen. Die Operation stand bevor.
Es wurde Helleborus von Opium differenziert und eine Vielzahl von Opium-Rubriken besprochen, die wir erst durch dieses Seminar richtig zu interpretieren lernten.

Zum Verständnis der Abwehrreaktionen des Körpers gab Sanjay uns noch eine kleine Einführung.
So versucht der Körper einen Tumor auf seine Weise zu stoppen. Deshalb sind Symptome des Körpers seine Abwehrstrategien, die wir verstehen müssen. So können verschiedene Wachstumsversuche ein Versuch sein, ein Problem auszugleichen. Gefahr entsteht, wenn wir diese Ventile stoppen, indem man sie schließt oder unterdrückt.

Der Fall eines 10-jährigen Jungen mit Neurodermitis, die durch Stressfaktoren ausgelöst wurde. Er erhielt Schlaf- und Beruhigungsmittel und die Eltern wollten nicht im Beisein des Kindes über ihn reden.
Sanjay wendete sich deshalb dem Jungen zu und befragte ihn. Ihm fiel dessen tapferes Gesicht auf, er wollte seine Gefühle nicht zeigen und sich stärker zeigen als er ist.
Dafür nahm er die Rubrik:
Geziertheit


Außerdem die Rubrik
Wahnidee verurteilt
Weil es ihn ständig störte und es nicht weggeht.

Er versucht alles, damit es von den anderen nicht bemerkt wird

Schließlich kam die Aussage, „warum muss ich das haben“ und er begann zu weinen. In seiner Erregung musste er ständig schlucken. In der starken Wut kam es zu Schluckreaktionen, da geraten sie außer Kontrolle.
Zuhause zeigte er sich sehr ärgerlich, aber in der Schule ganz zahm. Er kontrolliert also seine Wut.

In der Rubrik
Beschwerden durch unterdrückten Ärger

differenzierten wir die Mittel Lycopodium, Staphisagria und Colocyntis.

Das Mittel Staphisagria wurde in der C 6 verordnet.

... und wer mehr erfahren möchte ist herzlich eingeladen zum nächsten Seminar im Frühjahr in Berlin.