31.05.2016 Sehgal - Seminarbericht Kassel Mai 2016
Zusammenfassung
Yogesh Sehgal in Kassel vom 7.5.-8.5.2016
The kingdom of mind
Yogesh begann auch hier mit seinem Schwerpunkt, der akribischen Darstellung der Fallaufnahme. Das Muster der Anamnese – egal ob es sich um eine akute oder chronische Erkrankung handelt – verläuft nach den in der Sehgalmethode bewährten und sich ständig weiter entwickelnden Fragestellungen. Was braucht der Patient und wie verhält er sich während der Krankheit? Um in die Tiefe eines Falls vorzudringen, demonstrierte Yogesh seine gut durchdachte, einfühlsame und auch manchmal provozierende Fragetechnik. Denn ob ein Patient seine Krankheit ernst oder leicht nimmt, sie ignoriert oder ängstlich reagiert, ist Ausdruck seines Gemütszustandes, der wiederum für die Mittelwahl ausschlaggebend sein kann.
Anhand von Videobeispielen demonstrierte Yogesh, wie die Fallaufnahme mit Kindern in seiner Praxis verläuft.
Dazu gehört eine empathische Kontaktaufnahme und genaue Beobachtung des Kindes sowie die Befragung der Eltern nach der Veränderung des Kindes während der Erkrankung im Vergleich zum gesunden Zustand. Manchmal provoziert er eine Situation. um den gegenwärtigen Zustand des Kindes zu verdeutlichen.
Hyoscyamus mit seinem Misstrauen verhält sich anders als Stramonium, das sich dem Doktor offener gegenüber verhält und erst dann, wenn es sich bedroht fühlt, zu klammern beginnt. Als weiteres Nachtschattengewächs beobachteten wir ein Belladonnakind, das laute Geräusche von sich gab, Blähungsabgang hatte und mit dem Stuhl herumknautschte. Es weigerte sich mit seinem Bruder zu spielen und verhielt sich sehr ablehnend. Drei Kinder, die sich in ihrem Fieberzustand sehr unterschiedlich verhielten.
Chamomilla wurde an einem Kind sichtbar, das sich neben Fieber und Hautproblemen sehr auffällig verhielt.
Es legte ein Bein auf den Tisch, schlug auf den Vater ein, an den es sich anklammerte wie ein Äffchen und gab Befehle, mach dies, mach das! Auch in der Nacht liess es die Eltern nicht schlafen, wach auf! Setz dich hin! Es musste die ganze Zeit getragen werden. Außerdem war es nie zufrieden mit dem wonach es verlangte. Die passende Rubrik dazu war „Launenhaftigkeit“.
Arsenicum album dagegen zeigt sich anders. Es quält mehr sich selbst als seine Umgebung.
Dieses Kind litt unter einer Wurminfektion und Hauterkrankung. Es hampelte sehr ruhelos herum und beharrte eigensinnig auf seinen Wünschen. Weitere Auffälligkeiten waren sein großer unstillbarer Hunger, Enuresis und es schnarchte. Es schlief mit etwas geöffneten Augen und Mund. Interesse zeigte es nur an TV. Als das Mittel sich positiv auf seine Haut auswirkte, war es zur Überraschung seiner Eltern darüber sehr glücklich. Auch die Hungerattacken besserten sich.
Interessant gestaltete sich dann wiederum die Differenzialdiagnose zu beiden Mitteln.
Nach diesen eindrucksvollen Kinder-Videos ging Yogesh auf die Behandlung von Erwachsenen ein.
Wie Aurum im Falle eines 69-jährigen HNO-Arztes wirkte, der durch sein „Gefallenwollen“ der Tochter gegenüber in ausweglose Situationen geriet, demonstrierte Yogesh anhand des nächsten Falls. Die Essenz von Aurum finden wir in Verantwortung und Schuld.
Dieser Fall konnte sich total transformieren, weil Yogesh mit seiner Verschreibung genau ins Zentrum traf. Neben der körperlichen Genesung gelang es dem Patienten auch, seine Lebenssituation zu verbessern. Yogesh betont, dass die Heilung im Geist und Gemüt beginnt, die körperlichen Beschwerden sich bessern müssen. So heilt das verordnete Mittel den ganzen Menschen.
Die Querverbindungen zu andern Mitteln wie Hura, Hyos, Ars. zeigten, weshalb Aurum das passendste Heilmittel für diesen Patienten war.
Eine Dame mit 42 Jahren – Yogalehrerin, erschien wegen Depressionen, die sie auch durch Yoga nicht kontrollieren konnte. Ihre Leidensgeschichte begann bereits mit 6 Jahren. Sie war immer traurig und auch in ihrem sozialen Verhalten beeinträchtigt. Mit 24 Jahren begann sie mit Yoga und ab da fühlte sie sich besser. Sie arbeitete sehr viel, abends begab sie sich sofort zu Bett. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie ihrer Traurigkeit entfliehen. Sie fühlte sich sehr einsam und dachte über Partnerwahl und Kinderwunsch nach. Sie wurde sich bewusst, dass ihre biologische Uhr zu ticken begann. Ihr großer Wunsch war, endlich „zu erblühen“.
Wie Yogesh auf das Heilmittel Kali-c für diese Patientin kam, demonstrierte er, indem er uns Schritt für Schritt an die Rubriken heranführte und inhaltlich füllte. Auch Kent hat zu Kali-c geschrieben, dass es sich um eine „harte Nuss“ handle. Zum Abschluss dieses Falles wurden die Unterschiede in den Gemütssymptomen der drei Kaliummittel herausgearbeitet.
Über eine weitere Patientin erfuhren wir, dass sie unter unsäglichen Schmerzen litt. Diagnostische Untersuchungen ergaben keinen Befund. Eine allopathische regenerative Injektionstherapie wurde eingeleitet. Joggen und Sitzen taten ihr gut, Gehen ging nicht. Sie hatte eine große Angst um ihre Gesundheit und wusste nicht mehr wie es weitergehen sollte.
Yogesh sagte, die Menschen litten oftmals stärker an ihren Emotionen als an den körperlichen Leiden. Obwohl sie verheiratet war, hatte sie noch einen Freund und fühlte sich trotzdem nicht erfüllt. Hier in Europa streben die Menschen nach Familie, um nicht allein zu sein und in Indien wissen sie nicht, wie sie aus dem Familienverbund wieder herauskommen können. Das sei für ihn schwierig nachzuvollziehen. Da sie viel weinte, verglichen wir die Rubriken von Pulsatilla, und Nat-mur. denn jedes „weint“ auf seine Weise. „Der eine laut, der andere leise“.
Zum Abschluss wurde uns die Fallaufnahme eines 76-jährigen Patienten vorgespielt, der wegen eines starken Ekzems vorsprach.
Yogesh wunderte sich, dass der Patient seit seinem 50. Lebensjahr nicht mehr arbeitete. 20 Jahre Berufstätigkeit hatten ihm gereicht. Dieses „sich wundern“ nimmt Yogesh zum Anlass nachzufragen. Immer wenn wir bei der Fallaufnahme etwas nicht verstehen, ist es wichtig diesen Punkt beim Patienten anzusprechen. Der Patient betonte, dass er das Leben genieße, nur diese Hauterkrankung belaste ihn, aber die werde auch wieder weg gehen. Er bestand darauf, dass er zuversichtlich sei, dass er „Yogesh“ das ganz sicher heilen könne. Schließlich hinge so ein schönes Bild von M.L. Sehgal hier, das habe ihn wohl verhext. Davon war er nicht abzubringen. Wie lauten die Rubriken hierfür?
Kommt und erlebt, was die Sehgals uns zu sagen haben.
Vielen Dank Yogesh! Es war wieder ein Erlebnis, eine große Bereicherung. Wir wollen Eurer Methode treu zu bleiben!