11.06.2019 Sehgal-Seminar Mai 2019
Zusammenfassung des Seminars mit Yogesh in Bad Boll vom 10. 5. bis 12.5.2019
Dr. G. Lang sprach heute zu Beginn die einleitenden Worte. Anlass war sein eigener Geburtstag und das Kennenlernen der „Revolutionierten Homöopathie“ im Mai 1999. Inzwischen blickt er auf ein 20-jähriges Jubiläium mit eigenen Erfahrungen zurück.
Beim Zentralverein Homöopathischer Ärzte hörte er einen Vortrag von Dr. Schamel über die Revolutionierte Homöopathie aus Indien. Das Besondere dieser Homöopathierichtung ist, dass ausschließlich der Geistes- und Gemütszustand des Patienten repertorisiert wird, das Herzstück der sogenannten „Sehgalmethode“, die auf Dr. ML Sehgal zurück geht. Durch das Verwenden ausschließlich der Gemütsrubriken wird so die Mittelwahl schneller und präziser. Das faszinierte ihn und ab da widmete er sich dem Studium und der Praxis der neuen Methode. In zwei Jahrzehnten intensiver Erforschung und praktischer Anwendung, vermittelten uns nach dem Tode ihres Vaters, die Söhne Sanjay und Yogesh Sehgal in ihren Seminaren und Workshops die Anwendung. Parallel dazu wurde unter dem Namen der Himalaja-Schule in Bad Boll während einer dreijährigen Ausbildung mit 7 Modulen die Sehgalmethode unterrichtet. Dazu gehört auch die Vermittlung der Grundlagen „Klassische Homöopathie“.
Dieses Jahr findet nur ein Seminar statt, denn Sanjay hat abgesagt. Auch die Teilnehmerzahl an den Sminaren ist rückläufig. Yogesh hat das Seminar trotzdem für uns gehalten. Es wäre sehr bedauerlich, wenn künftige Seminare wegen geringer Beteiligung ausfallen müssten.
Liebe Seminarteilnehmer kommt doch wieder und bringt viele neue Interessierte mit. Die Sehgalmethode muss weitergetragen werden.
Das heutige Seminar stand wieder unter dem Motto des Kennenlernens und Interpretierens von Rubriken aus dem Gemütsteil und zwar wie immer aus verschiedenen Repertorien. Es geht schwerpunktmäßig um die Zuordnung des Verhaltens sowie der Aussagen der Patienten zu entsprechenden Rubriken.
Videoaufnahmen und Fallbeispiele ermöglichen eine möglichst genaue Beobachtung des Patienten. So konnten wir unsere Kenntnisse über Umfang und Inhalt der Rubriken und deren Interpretation wieder erweitern. Wie vielfältig sie im Repertorium vertreten sind erkennt jeder, der sich dem Gemütsteil einmal intensiver widmet. Je genauer man nun diese Rubriken studiert, um so sicherer wird man in der Verschreibung. Wir lernen hier nicht nur theoretisch sondern auch praktisch, wie die Anamnese immer präziser ausgeformt wird und welche Fragen wichtig sind. Wie man Schwerpunkte setzt, wenn ein Patient zu ausführlich wird oder wie man einen eher schweigsamen Menschen dazubringen kann, sich zu öffnen. Neben der Mittelwahl gehören auch die Auswahl der richtigen Potenz, die Häufigkeit der Einnahme sowie das Abwarten und Beurteilen des Heilungsverlaufes. Die genaue Beobachtung und Beurteilung des Fallverlaufs, der „follow up“, denn danach wird der richtigen Zeitpunkt für die Wiederholung des Mittels bestimmt, die Steigerung der Potenz oder der Mittelwechsel.
Nun zum Inhalt des Seminars
Die Anamnese
Zur Anamneseerhebung betonte Yogesh wie wichtig es ist, das Problem des Patienten richtig zu verstehen, denn der Patient hat immer seine eigene Version darüber, worunter er leidet. Demnach ist die Aussage des Patienten nicht willkürlich sondern nach bestimmten Regeln zu decodieren. Wer also Freude und Begabung am Gespräch mit dem Patienten hat, kann hier seine Fähigkeiten einbringen. Es geht nicht um trockenes Aufnehmen von Symptomen sondern darum, sich mit Empathie, Distanz und Humor auf den Patienten
einzulassen. Yogesh entwickelt seine Fallaufnahme ständig weiter und gibt uns wertvolle Kostproben davon. Bevor er in die Krankengeschichte einsteigt nimmt er Kontakt zum Patienten auf. Wo leben Sie? Was machen Sie beruflich ? Üben Sie ihren Beruf gerne aus?
Sind sie verheiratet? So gelingt es ihm, den Patienten zu „öffnen“.
Der Fall eines Patienten mit diabetischer Neuropathie – Platina
Dieser männliche, 77 Jahre alte Patient litt unter einem wirklich erschreckenden Geschwür am Fuß und stand kurz vor der Amputation. Er zeigte charakteristische Verhaltensweisen, die in Rubriken übersetzt zu Platin führten. Bei der Anamnese entstand das Gefühl von Reizbarkeit und dass er nicht auf andere angewiesen sein will, obwohl er sich in einer aussichtslosen Situation befand. Dafür gibt es „Wichtigtuerisch Pompös“.
Bei Phatak finden wir eine Rubrik, denkt er sei reich im Synth. die „Wahnidee von Reichtum“. Trotz seiner schweren diabetischen Erkrankung genoss er den Orangensaft und ließ sich nicht einschränken mit der Begründung, ich habe Geld und kann mir alles leisten. Auf die Frage ob er Hilfe annehmen kann und dankbar dafür sei, sagte er ja, aber wofür soll ich mich bedanken? Das ist „Undankbar“. Seine Äußerung zur bevorstehenden Amputation, dass es eben sein muß, das ist „sachlich, vernünftig“. Seine Frau, die sich unentwegt um ihn kümmerte behandelte er sehr grob „Grobheit“ und „Hartherzig“.
Das Geschwür heilte nach einem langen Prozess kontinuierlich ab. Sein Blutzuckerspiegel sank.
Belladonna
Das ist die Geschichte eines jüngeren Mannes. Obwohl er alle beruflichen Eignungstest gut bestanden hat, gelang es ihm nicht, seine Kastenzugehörigkeit zu überwinden. Menschen aus einer niederen Kaste werden bei Beförderungen übergangen. Dieses unfaire Vorgehen der Regierung machte ihn traurig, verletzte seine Würde. Er litt unter Übersäuerung, Rückenproblemen sowie einer Analfistel. Seine Magenschmerzen führte er auf berufsbedingten unregelmäßigen Essengewohnheiten zurück. Zusammengefasst litt er unter drei Problem, seinen Bauchschmerzen, der ausstehenden Beförderung und der Sorge um seine Kinder. Die Behandlung bei verschiedenen Ärzten war nicht sehr erfolgreich.
Obwohl alle Untersuchungen gemacht wurden, konnte nichts Abnormales festgestellt werden.
Seine Sorge war, dass in der Zukunft ein inneres Problem für den Rest seines Lebens entstehen könnte. Yogesh fragte, möchtest du ein Mittel für deine Schmerzen oder gegen die Übersäuerung oder für deine Heilung? Er antwortete, ich möchte die gleiche Person sein, wie vor 2 Jahren. Es kristallisierten sich zwei Hauptsorgen heraus: Dass er bettlägerig werden könnte und seine Sorgen um die Kinder. Ich möchte bis zu meinem Lebensende arbeiten können ohne Unterstützung zu benötigen.
Nun zur Auswertung:
Für seine verletzte Würde hat ML. Sehgal eine Singlerubrik geschaffen „Selbstrespekt“.
Für die Traurigkeit, weil er übergangen worden war eine interessante Rubrik, „Qualvolle Angst bei Erkrankung des Herzens“. Dabei geht es um Gefühle, die zu Herzen gehen.
Auf dem Video erkannten wir ein gequältes Lachen „Grinsen“. Er wechselte in seiner Stimmung zwischen Reizbarkeit und Gleichgültigkeit. Seine Furcht, eine innere Krankheit zu entwickeln, verlor sich.
Antimonium tataricum
Yogesh hat das Verhalten von Kindern sehr gut beobachtet und in Rubriken übersetzt. Seine Kinderfälle sind beeindruckend. So zeigte er uns, wie unterschiedlich Kinder zum Beispiel getragen werden wollen und wie sie es uns zeigen. Natürlich nur im Krankheitsfall. Er präsentierte Videos zweier kranker Kinder, beide mit hohem Fieber bzw. Husten.
Ein Mädchen hatte Husten und weinte viel. Es wollte bei der Mutter sein. Da es sich nur beruhigte, wenn es aufrecht getragen wurde, nahm er die entsprechende Singlerubrik.
Das zweite Kind wollte keine Nahrung zu sich nehmen, auch dieses Kind schrie unwillig, wenn es berührt wurde.
Für beide Kinder traf zu, dass sie reizbar und ruhelos waren, außerdem getragen werden wollten. Trotzdem wollten sie nicht berührt werden und reagierten gereizt. Das Repertorium bietet uns gute Rubriken dazu. Es lohnt sich, ant-t. daraufhin zu studieren.
Natrium muraticum
Hier hörten wir die Krankengeschichte eines 16 jährigen Schulverweigerers, der in der 3. Klasse von seinem Lehrer geschlagen wurde, weil er dessen Fragen nicht beantwortet hatte.
Damit begannen seine Probleme. Er beteiligte sich nicht am Unterricht. Auch ein Schulwechsel war erfolglos, so dass er wieder in seine alte Schule zurück geschickt wurde. Auch mit den Eltern sprach er nicht. Nur mit den Großeltern, weil die ihm zuhörten. Er ist sehr anspruchsvoll und wollte nur Markenware kaufen. Er hielt sich gerne im Freien auf und war für nichts zu begeistern. Er hatte resigniert aufgegeben.
In der Vergangenheit war er verletzt worden und konnte sich nicht davon befreien. Bei Allen gibt es eine Rubrik dafür. Er hatte eine Abneigung zu antworten, reagierte mürrisch, wenn er gefragt wird.
Aber mit den Großeltern unterhielt er sich, denn die haben ihm dafür Zeit gelassen.
Das ist die Rubrik „Sprechen - amel. die Beschwerden - langes, fortgesetztes Sprechen amel.“. Seine Exklusivität für Markenware findet seinen Ausdruck in „Extravaganz“. Und eine wichtige Rubrik „Traurigkeit - Kummer, nach“.
Tuberculinum
Yogesh stelle zwei Fälle mit stark verhaltensauffälligen Jungs vor. Reizbar, aggressiv, schreien, brüllend, schlagend, waren sie von den Eltern kaum zu handhaben. Auf den Vater reagierte der eine Junge nur, weil dieser sehr streng war oder auf die Mutter, wenn diese ihn festhielt.
Der zweite Junge wurde wegen Hautproblemen mit starkem Juckreiz gebracht, er war erziehungsunfähig, weil er weder auf Schlagen noch Schimpfen reagierte. Ausgesprochen stures verhielt er sich wie ein Stein.
Die Interpretation der Verhaltensweisen dieser jungen Patienten ergab schließlich Tub. und beiden konnte geholfen werden.
Krankengeschichte von Sulphur
Eine Patientin die sich durch den Absturz beim Klettern sehr schwer verletzt hatte, arbeitete unentwegt an ihrer Genesung. Nach 10 Operationen zeigte sie immer noch die Hoffnung, wieder in die Berge gehen zu können. Nach der Rehabilitation arbeite sie wieder 12 Stunden täglich in ihrer Praxis. Sie akzeptierte ihre eingeschränkte Situation nicht und hatte Angst, dass sie es nicht mehr schaffen könnte, ihre Mobilität nach ihren Vorstellungen voranzubringen. Dafür nahm er die Rubriken „Kühn“ bzw.“Verwegenheit“ auch die Furcht vor der Armut konnte man erkennen. Sie zeigte sich kühn, mutig, couragiert und furchtlos, sie litt ja noch immer an den Folgen der massiven Verletzungen aber blieb unbeeindruckt davon. Sie kämpfte . Für ihr starkes Ego nahm er die Rubrik „Ichbezogenheit“. Differenzierung zu anderen Mittel z.B. Calc. brachten deutliche Unterschiede. Calc. arbeitet auch sehr viel, aber aus einer anderen Motivation heraus. Calc. hält nicht aus, untätig zu sein, deshalb ist Calc. in der Rubrikn „Reizbarkeit bei Untätigkeit“. Sulfur aber arbeitet so viel, weil er für seine Arbeit brennt, diese Leidenschaft findet man in der Rubrik „Leidenschaftlich“ oder „Hitzig, feurig“. Mit Sulfur setzte sich ihr Heilungsprozess kontinuierlich fort.
Allium-sativum
Hier wurde eine Patientin vorgestellt, die unter vielen verschiedenen Allergien litt und ständig dabei war, zur Notaufnahme zu laufen, dann wieder nachhause zurück und so ging das hin- und her. Sie zeigte wenig Vertrauen in die ärztliche Behandlung, konnte es aber auch nicht riskieren darauf zu verzichten. So floh sie aus dem Krankenhaus, obwohl sie schon intubiert war. Bei Phatak gibt es hierfür eine Rubrik, „will vieles haben, ist aber mit nichts zufrieden“,
Verlangen, Wunsch nach - voller Verlangen - zahlreichen, unterschiedlichen Dingen; Verlangen nach - zufriedenzustellen, mit nichts
Eine Rubrik von all-s ist auch der Impuls krankhaft zu laufen sie lautet,
Impulse, Triebe; krankhafte - laufen; zu (Rennen, Wandertrieb, Dromomania)
All-s hat sie von ihren Allergien befreit.
Hyoscyamus - Reizdarm
Hier erfuhren wir etwas über eine uns bisher nicht so vertrauten Rubrik „Traurigkeit durch Enthaltsamkeit“ – Der Patient stimmte seinen Tagesablauf und sein Leben auf seine Darmtätigkeit ab. Er lebte in der Nähe seines Arbeitsplatzes, noch bei seinen Eltern, verzichtete auf Geschäftsreisen, oder auf einen Arbeitsplatzwechsel. Er sucht die Sicherheit das ist die Rubrik „Bett - bleiben; Verlangen, lange im Bett zu“ Seine Lebensführung war stark eingeschränkt. Auch wollte er erst heiraten, wenn sein Darm wieder gesund sein würde. Blähungen, Durchfälle beeinflussten sein ganzes Leben. Er war sehr vorsichtig, riskierte auch bei der Nahrungsaufnahme nichts. Schließlich fand er das alles sehr ungerecht, denn seine beiden Schwerstern waren gesund. Er als Sohn war von der Mutter bevorzugt und übervorsichtig erzogen worden, im Gegensatz zu seinen Schwestern, die völlig gesund waren. Darin sah er den Grund für seine Erkrankung. Das alles machte ihn traurig, er fühlte sich eingeschränkt und konnte sein Leben nicht genießen (Enthaltsamkeit). Schließlich tadelte er seine Mutter, die er verantwortlich dafür machte, dass ihm so ein Unrecht widerfuhr. Hierfür gibt es 2 weitere Rubriken, die zu Hyos führten und ihm die lang ersehnte Genesung brachten.
Arsen-Chamomilla – Baby mit schwerem Ekzem
Das Kind litt unter sehr schwerem juckendem Hautausschlag am ganzen Körper. Die Eltern lebten in England und stammten aus Polen.
Beruhigen ließ das Kind sich nur durch Herumtragen. Dabei musste es geschaukelt werden.
Zunächst wurde ars. verordnet „Beruhigt werden kann nicht, nur wenn es getragen wird“
Und schließlich brachte der Hinweis auf die Rubrik „Schaukeln amel“ die vollständige Heilung, denn ars. steht in der Rubrik, Schaukeln agg. Cham mag geschaukelt werden.
Beten
Yogesh widmete sich der Differenzierung der Mittel in der Rubrik Beten sowie den verschiedenen Formen des Betens.
Ist jemand automatisch religiös wenn er betet oder betet jeder, der religiös ist? Diesen Rubriken folgten wir. Sie sind deshalb von Bedeutung, weil nicht nur zu Gott gebetet werden kann, sondern auch zum Arzt oder zu einer Autorität. Es ist sehr hilfreich, das zu wissen. Warum und wann betet jemand? Blick in die Rubriken gibt bringt Licht ins Dunkel.
Neben dem Beten gibt es auch das Bitten oder Betteln und das Borgen.
Wir gingen den Fragen nach, warum jemand betet, wann er betet, warum er nicht betet. Es gibt Menschen mit großem Ego die beten nicht und andere beten trotz Ichbezogenheit.
Es lohnt sich die Rubriken „Ichbezogenheit“ und „Beten“ einzugeben, und ihr werdet staunen, was da zu sehen ist.
Formen des Betens
Patienten können inbrünstig, kniend, nachts oder morgens, still oder aus Frömmigkeit beten. Es gibt schüchternes Beten und sogar während des Erbrechen. Auch Entmutigung während des Betens kann auftreten. Menschen beten für andere oder für ihr sich. Aber immer unter der Prämisse im „kranken Zustand“ – sonst ist diese Rubrik bei der Mittelfindung wertlos. Manche beten auch um Wünsche, die sie erfüllt haben möchten.
Eine Auswahl der Mittel, die wir in der Rubrik „Beten“ finden
Aur., Bell., Alum., Arn., ars., hyos., lyss., op., plat., puls., nat.s, stram. und schließlich finden wir auch sulf. und natürlich veratr. Jedes dieser Mittel ist in seiner Art wie, warum, wann er betet verschieden.
Es gibt auch eine Rubrik
Gottlos
Wie verhält es sich bei den Patienten, die nie beten aber dann wenn sie krank sind, sich plötzlich auf Gott besinnen und ihn um Gesundheit bitten. Beten ist hier nur eine Quelle um Hilfe zu bekommen. Oder andere versuchen durch das Gebet zu fliehen um dem Leiden zu entkommen.
Es lohnt sich also, den Patienten auch unter diesen Gesichtspunkten zu erforschen.
Interessant ist noch die Rubrik
Großzügig zu
Darin finden wir z.B. Op, aber die Frage ist, wann endet die Großzügigkeit von Op, nämlich dann wenn seine Toleranz endet. Und wie verhält es sich bei Nux-v.? Er tut großzügig und wird dann immer kleinlicher.
Denkt mit Freude an das nächste Seminar!!!