28.10.2005 Seminarbericht eines Teilnehmers Bad Boll 28.10.2005 bis 30.10.2005
Sanjay und Yogesh Sehgal gestalteten dieses Seminar wieder abwechslungsreich und interessant, indem sie uns wie gewohnt im Wechsel von 1 1/2 Stunden ihre Fälle und die Differenzierung von kleinen Geistes- und Gemütsrubriken vorstellten.
Sanjay legte seinen Schwerpunkt auf die Differenzierung von folgenden Rubrik:
Verwirrung, geistige - Muskeln gehorchen dem Willen nicht, sobald er die Aufmerksamkeit abwendet
Diese Rubrik enthält die Mittel: Helleborus, Lilium tigrinum und Gelsemium . Drie völlig verschiedene Mittel, die dennoch gemeinsam in dieser einen Rubrik zu finden sind. Alle drei Mittel können das Symptom aufweisen, da sie unter einer enormen Schwäche leiden, die sie nur durch Aufmerksamkeit überwinden können.
Sanjay ziegte uns über die Darstellung einens Falles, dass wir in eine Falle geraten können, wenn wir die Anamnese nur oberflächlich aufnehmen. Einen Patientin wollte, dass das homöopathische Mittel schnell wirke, da sie sonst von ihren Familienmitgliedern zu allopathischen Ärzten gebracht würde. Die Rubrik " Verlangen, getragen zu werden, schnell " führte so zu einer falschen Verordnung. Nach erneuter Fallaufnahme zeigten sich die Symptome klarer:Während ihrer Erkrankung hatte sie alle Freude verloren, nichts konnte sie in freudige Erregung versetzen, auch nicht Dinge, die sie sonst mit Enthusiasmus angegangen war. Diesen Zustand zu erkennen und ihn in die entsprechenden Rubriken umzusetzen, zeigte uns wieder die Kunst der Sehgalmethode: Sie hatte keine Gefühle mehr, kein Interesse. sie war demnach:
Gleichgültig, Apathie - aufregende Ereignisse, gegen;
Gleichgültigkeit, Apathie - Vergnügen, gegen;
Gleichgültigkeit, Apathie - Fieber, während.
Diese Rubriken führten zu Ferrum phosphoricum .
Sanjay lehrte uns, wie wir aus der Antwort des Patienten verwertbare Informationen entnehmen können und wie weitere Fragestellung entsprechend darauf abgestimmt, um somit in die Tiefe des Problems vorzudringen. Bei der Fallaufnahme, so erläuterte Sanjay, gilt es zu erkennen, ob sich der Patient gegenüber dem Behandler öffnet. Wenn er sich bei der Fallaufnahme nicht weiter öffnet, dann müssen wir versuchen, unsere Fragestellung zu verändern, um von einer anderen Seite in das Problem vorzudringen, denn die Anamnese ist das Herzstück der Sehgalmethode. Er führte weiter aus: Auf die lapidare Frage, wie es dem Pateinten gehe, kann der Patient durchaus wertvolle Informationen liefern: "Es geht mir nicht gut, der Schmerz stört seit langem, ich denke, dass er nicht geheilt werden kann." Wir müssen erkennen, dass wir hier drei wichtige Informationen erhalten haben. Deshalb sollten wir uns nicht scheuen zu fragen: "Weshalb kommen Sie, wenn Sie doch keine Hoffnung mehr haben?", oder " Weshalb wünschen Sie eine Behandlung, wenn Ihre Beshcwrden doch selbst ganz gut managen?"
Sanjay erarbeitete mit uns anhand einer weiteren Falldarstellung Kalium carbonicum. Dieser Patient bat: " Bitte Herr Doktor, helfen Sie mir." Dieses Schreien um Hilfe war dem Patienten nicht bewusst. Wenn jemand unbewusst um Hilfe bittet, so führt das zu der Rubrik: Schreien um Hilfe im Schlaf. Dieser Patient war verzweifelt, solange er Schmerzen hatte. Er wurde aber wieder hoffnungsvoll, sobald Erleichterung eintrat. Für dieses Gefühle gibt es folgende Rubriken: Hoffnung abwechselnd mit Verzweiflung oder Hoffnung abwechselnd mit Entmutigung. Wenn er dann den Mut verliert und sein Selbstwertgefühl abnimmt, gelangen wir zu Hoffnung abwechselnd mit Schüchternheit. Schließlich zeigte Sanjay uns, dass dieser Patient die Schmerzen ignorierte und dadurch Erleichterung erfuhr, indem er äußerte: "Ich beachte die Schmerzen nicht, das lindert meine Beschwerden." Das wiederum entspricht der Rubrik: Schließen der Augen amel .
Wir kamen af den Unterschied von Bitten und Beten zu sprechen. Sanjay erläuterte deshalb für die Neueinsteiger der Sehgalmethode nochmals den Unterschied zwischen diesen beiden Rubriken, nämlich dass man zu einer Autorität, wie Gott, oder etwas Höherem betet. Wenn man aber umhergeht und hier und da um etwas bittet, dieses dann dem Sinn von Betteln entspricht.
Yogesh Sehgal eröffnete seine Ausführungen mit dem Fall eines Homöopathen, der den Wunsch hatte, viel zu studieren. Dies war ihm aber wegen großer Schwäche nicht mehr möglich, obwohl sein Wissensdurst sehr groß war. Durch intensives Nachfragen fand Yogesh heraus, dass hinter dem Verlangen des Studierens und des Wissens der Wunsch stand, berühmt zu werden. Die große Erschöpfung bzw. Schwäche danach hinderten ihn aber bzw. machten es ihm unmöglcih, weiter zu studieren. Eine für diesen Fall wichtige Rubrik war: Wille, Muskeln gehorchen dem Willen nicht, wenn die Aufmerksamkheit abgelenkt wird, mit den Mitteln Gels. Hell. und Lil-t. Die Frage stellte sich nun, wie können wir diese drei Mittel voneinander differenzieren, wo finden wir sie in gemeinsamen Rubriken und worin unterscheiden sie sich? Ausführlich und lebendig erarbeitete Yogesh die Verschiedenhartigkeit dieser drei Mittel, entwickelte ein Gefühl für die Erregung bei Lil-t., die Gleichgültigkeit gegenüber Leiden bei Hell., das Verlangen nach positivem Licht bei Gels.
Einen weiteren Schwerpunkt des Seminars bildete die Rubrik Ehebrecherisch. Zunächst wurde den Teilnehmern der genaue Wortlaut dieser Rubrik von Yogesh erläutert. Ehebrecherisch, im englischen Repertorium Adulterous, steht hier in der Bedeutung von Verfälschung , d.h. es vermischen sich bei dem Patienten höherwertige Ideen mit minderwertigen Ideen. Als Beispiel führte Yogesh an, wenn Coca Cola mit Wasser vermischt wird, sehe es immer noch wie Coca cola aus, es schmecke aber anders. Niemand wird von sich sagen, er sei ehebrecherisch. Dies herauszufinden gelingt nur im Kontakt mit der Person, dann erkennt man die Verfälschung zum sonstigen Naturell. Z.B. eine als sehr hilfbereite bekannte Person äußert sich zur geleisteten Hilfe gegenüber anderen in der Form, dass sie diese Hilfe nur leistet, damit Gott ihr später helfe. Hier zeigt sich, dass dies kein klarer Charakter ist. Die Hilfe wurde nur wegen des Vorteils geleistet. Anschließend an diese ausführliche Erläuterung über die Wortbedeutung ging Yogesh auf die in der Rubrik aufgeführten Mittel ein, erklärte das jeweilige Verhalten und nannte die unterstützenden Rubriken. So wurden die Teilnehmer tief in das Verständnis jedes einzelnen Mittels hieneinführt.
Wir danken Sanjay und Yogesh für ihre Ausführungen und dass sie dieses Seminar so gut für uns aufgearbeitet haben.